5 E-Commerce-Tendenzen aus China

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Was Tendenzen und Trends im E-Commerce angeht, ist China über die Jahre zu einem der wichtigsten und innovativsten Länder geworden. Wer nach Asien blickt, blickt in die Zukunft der Branche. Viele Entwicklungen dort inspirieren auch Akteure, Händler und Marken in Europa. Höchste Zeit 5 innovative E-Commerce-Trends 2020 aus China unter die Lupe zu nehmen.

1/ Von KOLs zu KOCs

Key Opinion Consumer (KOCs) sind Durchschnittsverbraucher, die Produktbewertungen erstellen und Empfehlungen geben. Diese KOCs haben in China in der Regel keine große Anzahl von Followern; oftmals nur einige hundert. Dieser sich abzeichnende Trend hin zu „normalen Verbrauchern“ als Marketing-Zweig ist für Marken und Händler eine Alternative zu dem gängigen Influencer-Marketing (mit KOLs (Key Opinion Leaders)), das langsam seinen Zenit erreicht zu scheinen hat.

KOCs gewinnen auch an Popularität, weil Verbraucher zunehmend bewusst wird, dass KOLs direkt von Marken gesponsert werden, um Produktempfehlungen auszusprechen. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit und Authentizität einiger Influencer.

Bewertungen und Meinungen von KOCs können einen starken Einfluss auf die Kunden haben. Für Marken ist es deshalb ein Vorteil, sie in eine breitere Marketingstrategie einzubinden. KOCs können dazu beitragen, das Image einer Marke zu stärken und Verkäufe anzukurbeln, indem sie die Kaufentscheidungen der Verbraucher beeinflussen. Marken müssen in Zukunft geeignete KOCs finden, was nicht leicht ist, da sie in der Regel nicht viele Follower haben. 

Gerade eben auch bei jüngeren Chinesen (Millenials) sind KOCs im Trend.

2/ Mehr Gruppenkäufe

E-Commerce-Plattformen werden im Jahr 2020 noch mehr Gruppenkäufe in China zulassen. Bei solchen Gruppenkäufen sind Produkte oder Dienstleistungen zu deutlich niedrigeren Preisen erhältlich, wenn diese von mehreren Verbrauchern gleichzeitig gekauft werden. Dieses Einkaufsmodell ist vor allem attraktiv für E-Shopper aus ärmeren chinesischen Städten, da sie nur ein begrenztes Budget zur Verfügung haben.

Pinduoduo, JD.com (via Jingxi) und Alibaba (via Juhuasuan) haben sich auf diese Gruppen-Angebote spezialisiert. So ist der Erfolg von Pinduoduo beispielsweise größtenteils auf dieses Gruppenkaufmodell zurückzuführen.

Diese Akteure haben während des Singles’ Day Shopping-Festivals 2019 gut abgeschnitten: Juhuasuan berichtete etwa, dass 576 Produkte innerhalb der ersten zwei Stunden mehr als 10 Millionen Bestellungen erhielten, und JD.com gab bekannt, dass 40 % seiner Neukunden von Jingxi kamen.

Das Modell des Gruppenkaufs wird für Marken, die in die „unteren“ Städte Chinas expandieren wollen, 2020 gut funktionieren. Der Gruppenkauf bietet Händlern außerdem auch eine gute Gelegenheit, den Bestand zu leeren.

3/ Das Jahr des Recommerce

Recommerce ist in Europa längst gängiges Business, doch in China war der Online-Verkauf von Second-Hand-Ware bislang eher ein Tabu. Doch 2020 wird das ändern.

Der chinesische Recommerce-Markt wird im Jahr 2020 über 1 Milliarden RMB (rund 143 Millionen Dollar) Wert sein. 2017 waren es noch 500 Millionen RMB. Zu den führenden Second-Hand-Apps in China gehören Xianyu und Zhuan Zhuan, die im März 2019 monatlich rund 24,4 Millionen bzw. 11,4 Millionen aktive Nutzer zählten. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt ebenfalls, dass das Interesse der Chinesen an dieser Art des Shoppens gestiegen ist: 51 % der in Städten lebenden Chinesen sind bereit Produkte zu mieten oder gebraucht zu kaufen, um der Umwelt zu helfen.

Der Trend zum Recommerce kann sich dabei langsam auf die Anzahl der neu verkauften Waren auswirken. Marken sollten also Wege finden, um Geschäftsmodelle für den Weiterverkauf zu entwickeln oder zu erwerben, da der Trend eindeutig auf eine weitere Zunahme des Second-Hand-Marktes zeigt.

Laut Umfragedaten des Sootoo-Instituts sind 50 % der Nutzer von Recommerce-Plattformen in China unter 24 Jahre alt, während 34 % zwischen 25 und 30 Jahre alt sind. Über 60 % der insgesamt 200 Millionen Nutzer der Recommerce-Plattform der Alibaba Group, Xianyu, der größten dieser Plattformen in China, wurden nach 1990 geboren.

4/ Mehr C2M

Das Consumer-to-Manufacturer-Modell (C2M) aus China wird sich auch 2020 weiterentwickeln.  Das Modell ermöglicht Unternehmen, besser auf die Bedürfnisse und Wünsche der Verbraucher einzugehen. Die Unternehmen orientieren sich viel mehr an den Verbrauchern. Marken und Hersteller sammeln Kundendaten, die sie dann in großen Mengen verwenden, um Verbrauchsmerkmale zu analysieren und die Produktion entsprechend zu planen. Dadurch können Hersteller die Produktnachfrage besser antizipieren sowie Risiken für Lagerbestände reduzieren.

So hat sich JD.com zum Beispiel mit vielen Herstellern aus den unterschiedlichsten Bereichen (Computer, Haushaltsgeräte, Konsumgüter etc.) zusammengetan. JD.com gibt die „Bedürfnisse“ und Wünsche der Verbraucher an die Hersteller weiter und diese entwickeln dann dementsprechend Waren. So sollen in den nächsten drei Jahren über 100 Millionen C2M-Produkte entstehen.

Das C2M-Modell ist von Erfolg gekrönt: In der ersten Stunde des 11.11 sind etwa 50 Millionen C2M-Lieferaufträge bei der Juhuasuan-Plattform eingegangen, nachdem gesamten Singles Day waren es 170 Millionen C2M-Aufträge.

5/ Verstärkt O2O

Die Nachfrage der chinesischen Verbraucher nach Omnichannel-Optionen hat Online-Händler und Marken dazu veranlasst, durch die Eröffnung physischer Geschäfte über eine “E-Commerce-Only-Strategie” hinaus zu wachsen. Dieses Konzept des New Retail wurde bereits 2016 eingeführt, wird 2020 aber neue Ausmaße annehmen.

Online-to-Offline (O2O) ist einer der wichtigsten Punkte des New Retail. Eine der besten Illustrationen hierfür ist der Online-Händler JD.com. Letzterer hat Ende 2019 einen 50.000 m2 großen E-Space-Store in Chongqing eröffnet mit über 1.500 Marken und 200.000 Produkten aus Bereichen wie Elektronik, Möbel, Haushaltsgeräte etc. Am Eröffnungstag besuchten 30.000 Kunden den Store und kauften Produkte im Wert von 10 Millionen RMB (1,43 Millionen US-Dollar).

Die Artikel in diesem Superstore waren jeweils mit einem Preisschild und einem QR-Code ausgestattet. Diesen Code konnten Kunden einscannen, um das Produkt dann online über das WeChat-Miniprogramm von JD.com zu bestellen. Diese Schilder sind elektronisch, was bedeutet, dass die Preise aus der Ferne aktualisiert werden können. So ist es möglich, mit Online-Preisänderungen auf der E-Commerce-Plattform von JD.com Schritt zu halten. Ein solches Omnichannel-Modell ist vor allem wichtig für Einkäufe von großräumigen Produkten wie Waschmaschinen oder Möbel. Chinesische Verbraucher – vor allem auch der unteren Schichten – können so diese großen und teuren Produkte ausgiebig testen, bevor sie sie dann online bestellen.

In Zukunft wird man immer mehr solcher O2O- und Omnichannel-Versuche sehen.

 

Bild: rawpixel.com

Quellen: jingdaily.com, cifnews.com, sump.com, marketing-interactive.com, aimgroup.com, warc.com, mintel.com, alizila.com, chinadaily.com, nutraingredients-asia.com, jqknews.com, azoyagroup.com, coresight.com

Adrian Gmelch

Adrian Gmelch ist Tech- und E-Commerce-begeistert. Er betreute zunächst große Tech-Unternehmen bei einer internationalen PR-Agentur in Paris, bevor er für die internationale Öffentlichkeitsarbeit bei Lengow tätig wurde.

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